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Es werden Posts vom 2014 angezeigt.

Babys Schlaf ist heilig

Zwergnase hat ein Gehör wie ein Luchs. Man könnte auch sagen, dass er ziemlich geräuschempfindlich ist. Wenn Zwergnase schläft, wird nicht gesaugt, kein Geschirrspüler ausgeräumt oder auch bloß nicht die Wäsche aus der Maschine in den Trockner gesteckt. Vom Zuschnappen des Deckels könnte er ja wach werden. Andere Störungen entziehen sich allerdings dem eigenen Wirkungsbereich. Sirenen von Einsatzfahrzeugen aller Art zum Beispiel. Oder auch von Nachbarn, die einen sehr lauten Umgangston pflegen. Man könnte auch sagen, sie brüllen. Am Wochenende liegt die Störquelle "Nachbarn" etwa bei 100 Prozent. Da hilft für den notwendigen Nachmittagsschlaf nur eins: Wageln. Gestern, Samstag, Störfaktoren zu 100% im Haus, also geht es an die frische Luft. Ich gehe an einem kleinen Bach entlang, der beruhigend vor sich hinplätschert. Keine hektischen Stadtgeräusche. Geradezu idyllisch zum Einschlafen. Am Ende des Stadtparks ist eine kleine Familie unterwegs. Die Mutter wagelt einen Bug

Mami allein zuhaus

Ich war diese Woche allein, weil mein Göttergatte beruflich drei Tage weg musste. Ich habe mich schon auf den Abend gefreut, wenn Zwergnase im Bett ist. Ich habe mir ausgemalt, wie ich ihn friedlich ins Bett bringe, mir ein Glas Rotwein einschenke, mir mal wieder eine heiße Badewanne gönne und lese.  Um den engelsgleichen Schlaf meines Sprösslings zu unterstützen, habe ich Vorkehrungen getroffen. Die Fenster wurden geschlossen und die Jalousien heruntergelassen, um den lauten Berufsverkehr in den frühen Morgenstunden und das Licht des Vollmonds auszusperren. Badewanne? Rotwein? Lesen? Zwergnase hat wohl gespürt, dass Papi nicht da und Mama alleine ist. Deshalb hat er kurzerhand beschlossen, noch ein spätes Nachmittagsschläfchen einzulegen, um Mama so lange wie möglich am Abend Gesellschaft leisten zu können. So selbstlos. Er ist ein wahrer Engel. Gegen 21 Uhr wurde seiner Aufopferung jedoch ein jähes Ende gesetzt. Der Sandmann schlug heimtückisch zu! Die arme Mama musste al

Der 16. Geburtstag

"N athalie?" Nathalies Mutter spähte durch den Türspalt in das Zimmer ihrer Tochter, bevor sie ganz eintrat. "Deine Freundinnen sind da. Hübsch siehst du aus!" Das wollte Nathalie auch meinen. Sie trug ein fast knielanges, hautenges rotes Kleid mit beachtlichem Ausschnitt, den sie natürlich mit entsprechenden Dessous besonders betonte. Ihre schokobraunen Locken hatte sie zu einer Steckfrisur hochgenommen und am Hinterkopf fiel ihr die Mähne in einem schwingenden, leichten Zopf wellig bis auf die Schultern. Das Make-Up hatte sie schon seit Wochen mithilfe eine You-Tube-Tutorials immer wieder geübt. Die Mühe hatte sich gelohnt. Sie war geschminkt wie die Stars, die Nathalie von Instagram kannte. Das Oberlid trug einen zu ihren Haaren passenden Braunton und lief nach oben hin immer heller aus. Die Lippen waren knallrot - abgestimmt auf das Kleid, das sie im Übrigen noch mit Sicherheitsnadeln etwas kürzen würde, sobald sie das Haus verlassen haben würde. Sie wollte i

Bedienungsanleitung Modell Zwergnase

Achtung: Gilt ausschließlich für das Modell "Zwergnase". Es sind erhebliche Abweichungen zu den Modellen "Prinz", "Prinzessin", "Krümel", "Maus" etc. möglich! Die Sleep-Funktion endet etwa um 6 Uhr morgens. Abweichungen im Rahmen von 30 Minuten sind möglic. Die morgendliche Inbetriebnahme erfordert einen Input von  120ml  und  eine frische Windel . Eine Stunde in der elterlichen Ladestation ruhen lassen. Anschließend ist Zwergnase voll funktionsfähig und bedarf eines umfangreichen Beschäftigungsprogramms (siehe Zubehör).   Zwergnase läuft  maximal 60 Min  mit Autopilot. Durch ein  akustisches Signal  wird auf den absinkenden Füllstand hingewiesen. Zum Auffüllen  Saftschorle oder Wasser  bereithalten. Mittagsmenü ab 10 Uhr möglich. Zwergnase zeigt den Bedarf einer neuen Windel durch einen  drückenden Signalton an.  Eine Kontrolle ist auch durch ein  olfaktorisches Frühwarnsystem möglich.  Danach sollte die Sleepfunkti

Der Blumenstrauß

A nke sah aus dem Fenster. Die Aussicht war nicht berauschend. Neben der Autobahn reihte sich ein Acker an den nächsten. Die Ernte war schon vorüber, zurück blieb die bloße Erde, die nur noch auf den Winter wartete. Kalt und leer und ohne Leben. Ihr Mann Christoph saß am Steuer und schien von der ganzen Atmosphäre und vor allen Dingen von ihrer Stimmung nichts mitzukriegen. Es war ja auch erst Oktober. Die Bäume zeigten ihr ganzes prächtiges Farbenspiel, als feierten sie die letzte große Party vor ihrem Winterschlaf. Christoph war tatsächlich in Partystimmung. Was sie danach erwartete, interessierte ihn nicht. "...und am Samstag die Party noch von Stefan! Das wird ein Spaß, sag ich dir. Wir können zu Fuß gehen und beide so richtig feiern! Das tut uns bestimmt gut. Deine Mutter nimmt doch Daniel, oder?" - "Was? Oh... ja, sicher kann Daniel dort übernachten." Anke stierte weiter aus dem Fenster und zog die Augenbrauen zusammen. Ihr war schlecht. Kotzübel. Ein schw

Gemetzel im Gemüsebeet

Wer bei mir den grünen Daumen sucht, sucht vergeblich. Meine Zimmerpflanzen kämpfen ums nackte Überleben. Hin und wieder trifft das Amnesty International der Pflanzen ein und versorgt sie mit Überlebenspaketen. Meine Mutter hat einen Orden verdient. Dieses Frühjahr hat sich ein neuer Kriegsschauplatz aufgetan. Ein vakantes Blumenbeet mit schnuckeliger Grenzbefestigung bot die Gelegenheit für einen Eroberungsfeldzug. Die Infanterie verteilte Karotten- und Radieschensamen. Des Weiteren wurden Stützpunkte in Form von Petersilie, Schnittlauch, Gurken, Tomaten, Zucchini, Paprika und Salat in den Boden gestampft. Die Invasion des Gemüses und die Niederschlagung der Blumenherrschaft schienen erfolgsversprechend. Doch das Blatt sollte sich bald wenden. Erst nach der Besetzung stellte der Feldherr (also ich) fest, dass die Blumen keinerlei Bodenschätze übrig gelassen hatten. Die Versorgung stand auf sehr, sehr wackeligen Beinen. Der Feldherr versorgte zwar seine Soldaten täglich mit

Babymassage

Ich dachte mir, dass ein Kurs zur Babymassage eine gute Idee sei, um Kontakte zu knüpfen. Kind also ins Maxi Cosi, Maxi Cosi ins Auto, Korb mit Windeln, Feuchttücher, Wasser, Flasche, Nahrung, Handtuch, von Stiftung Warentest abgesegnetes Babyöl (Nicht, dass ich mich erkundigt hätte. Es wurde ausdrücklich darum gebeten.), Ersatzkleidung auch ins Auto. Dem Gepäck nach machen wir eine Weltreise. Kursbeginn. Entspannungsübungen nach dem „entspannten Ankommen“ für die Mamis. Aha. Zwergnase quäkt. Mami soll die Augen schließen und sich auf die Liebe zu ihrem Kind besinnen. Mami linst aus einem Auge auf ihr Kind. Sicherheitshalber. Zwergnases Lippen zittern. Lieber doch noch mit dem zweiten Auge drauf schauen. Oh oh. Die anderen Mamis besinnen sich immer noch auf die Liebe zu ihrem Kind, während Zwergnase brüllt. Mami sammelt sich also nicht mehr, sondern wird pragmatisch. Zwergnase erklärt Mami die Bedeutung des Wortes „Einmal-Wickelunterlage“ und gluckst. Mami macht das Fläschchen. D

Von hoffnungslosen Herrchen und ihren Haufen

Ich mag keine Hunde. Sie sabbern, ich mag ihren Geruch nicht und man weiß nie, ob er dich anspringt, wenn du einem begegnest. Aber das Schlimmste sind die Hundehaufen. Dafür kann das Tier natürlich nichts. Irgendwo muss es sein großes Geschäft verrichten. Und zwar dort, wo es sein Herrchen lässt. Auf Gehwegen, in Sandkästen auf Spielplätzen, in Vorgärten, Garageneinfahrten und auf landwirtschaftlich genutzten Wiesen. Die aufgestellten Hundetütenbehälter werden ignoriert. Ich kann es mir schon vorstellen. Am Rande eines Weges. Unbeobachtet. Der Hund setzt an, tut, was er tun muss. Es hat keiner gesehen, warum soll man sich die Hände schmutzig machen? Ein Nachbar hat ein Schild mitten in seinen Vorgarten gesetzt, dass sein Garten kein Hundeklo ist. Gegenüber ein Pappschild: "3 Meter Einfahrt - 3 Hundehaufen. Muss das sein?!" Spricht man die Herrchen an, bekommt man nur eine schnippische Antwort und die Haufen bleiben liegen. Erheblichen Schaden können Hunde au