Die Schwüle drückte sich unerbittlich auf die Dreiflüssestadt nieder. Die Straßen waren leer gefegt. Die Hitze saugte aus jeder Pore des Körpers den letzten Schweißtropfen heraus. Ventilatoren liefen auf Hochtouren, nur um die schon viel zu warme Luft von einer Zimmerecke in die andere zu blasen. Der Luftzug verschaffte keine Abkühlung mehr. Elisabeth starrte durch die geöffneten Fenster des Seminarraums hinaus auf den türkisgrünen Inn. Die karibische Färbung des Flusses, die unerträgliche Hitze und das monotone Geschwafel des Dozenten ließen sie träumen. Nur am Rande nahm sie die Freude des Dozenten über das Wetter wahr. Als sei es seinen wettergöttlichen Fähigkeiten zu verdanken, dass die Hitzewelle gerade dann Deutschland überrollt, wenn er mit seinen Studentinnen über Thomas Manns "Tod in Venedig" fachsimpelte. Sie hatten sich im Verlauf des Semesters mit verschiedenen Lektüren zum Thema Auszeit zur Normalität beschäftigt. Genau das war es, was sie nicht mehr...