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Es werden Posts vom 2019 angezeigt.

Einen Scheiß muss ich...

Wieder ist ein Jahr herum. Die Jammer-Bildchen auf Facebook lassen kein Zweifel zu. Ach, wie schrecklich doch das vergangene Jahr nur war, sagen diese Bildchen, womit habe man dieses Schicksal nur verdient, mimimi, das Leben sei eine nicht zu meisternde Bürde, mimimi, und überhaupt sei alles scheiße und ungerecht. Ja, vor allem ungerecht. Alle anderen hätten mehr Glück, nur man selber nicht. Auf der anderen Seite ist das Gras bekanntlich immer viel grüner. Und so weiter und so fort, das Internet ist ein grausamer Ort. Weil man andere aber nicht ändern kann, sondern nur sich selbst, ist es lediglich eine logische Konsequenz: meidet man eben das, was einem ein schlechtes Gefühl macht und kümmert sich selbst um das gute Gefühl. Selbstfürsorge nennt man das, die gesunde Portion Egoismus. Auch bekannt unter "Einen Scheiß muss ich..." Denn das Rezept ist ziemlich simpel. Das tun, was gut tut. Mein einziger alter und neuer Vorsatz für das neue Jahr. Der hat sich bewährt und mein

Sport schadet der Ehe

"Wennst iatz net gehst, gehst heid nimma!", sagt der Göttergatte. Er schickt mich ins Fitnessstudio. Dort soll ich Gewichte stemmen und auf dem Laufband schwitzen. Meine Muskeln kräftig und geschmeidig halten. Weil mir das gut tut. Das sagt nicht er, sondern ich. Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht. Ich habe Rücken, wie es so schön hei´ßt. Für den ist das Liegen auf der Couch Gift. Schade, denn das könnte ich so gut. Nicht, dass mich die Kinder ließen... Also gehe ich zweimal die Woche ins Training. Doch genau dieses stiehlt uns unsere Zeit zu zweit, ohne Kinder, die sich zwischen uns drängen. Dessen muss man sich bewusst sein. Sport schadet eindeutig der Ehe. Nicht etwa, weil ich Zeit für's Training aufwende. Das wäre bei meinem Trainingspensum lächerlich. Doch lest selbst. Nein, ich rede vom Bett. Denn da geht gar nichts mehr. Wir bemühen uns sehr, aber es ist zwecklos. Nicht, was du denkst, du Ferkel. Ich rede vom jugendfreien Inhalt. Was wäre es schön

Der mörderische Gärtner

Wer ist der Mörder? Im Krimi kommt der Gärtner auf jeden Fall in die engere Auswahl. Ich nehme mich selbst nicht aus. Nur dass bei mir die Blumen und Gemüsepflanzen die Opfer sind, wie ich hier schon ausgiebig erzählt habe. Doch dieses Jahr im Frühjahr hat es mich angepackt und ich startete die Aktion "Unser Balkon muss schöner werden". Blumenkästen, Blumenerde und natürlich Pflanzen schleppte ich heim. Ich schaffte uns eine kleine grüne Oase. War es fahrlässige Tötung oder Mord? Ich bin mir da nicht ganz sicher. Anstatt die Pflanzen verdursten zu lassen, ertränkte ich sie dieses Mal. Goldlöckchen unterstützte mich tatkräftig. Denn wenn Mama gießt, muss sie natürlich auch gießen - nur bekam ich davon nichts mit. Die Opfer wurden stillschweigend ausgetauscht. Ich konnte gar nicht genug Grün um mich haben und ging bei Freunden und Bekannten um Ableger betteln. Hier eine Aloe, da einen Hauswurz, der Zimmerhanf ist auch nicht auszurotten und Ableger einer Grünlilie habe ich

Das Hausschwein

Jedes Mal, wenn ich nach dem Mittagessen unter den Tisch schaue, erscheint mir ein Haustier erstrebenswert. Der Küchenboden wäre jederzeit krümelfrei, geradezu wie geschleckt. Freilich müsste man darauf achten, dass das Tierchen alles verträgt und Übergewicht soll es von den Portionen unter dem Tisch ja auch nicht bekommen. Mit so einem Tier übernimmt man schließlich Verantwortung. Warum eigentlich nicht? Nach kurzen Recherchen bin ich los und komme mit Pumba wieder heim, unserem neuen Hausschwein, ein kleines Allesfresserchen. Zunächst sitzt Pumba nur in der Ecke. Soll er sich nur eingewöhnen. Ich sichere derweil die Wohnung. Nicht, dass Pumba versehentlich irgendwelches kleinteiliges Spielzeug erwischt oder sich an herunterhängenden Kabeln zu schaffen macht. Da muss man schon vorsorgen. Man kann sich kein Haustier anschaffen und glauben, dass alles so weiterläuft wie bisher! Schließlich ermuntere ich Pumba zu einer Erkundungstour. Seine Neugier ist geweckt. Zielstrebig läuft er

Die Kunst der Diplomatie

Mein größter Kritiker ist mein Sohn. Als echter Niederbayer ist er sparsam mit Lob, dafür deutlich in der Kritik. Ich bin ehrgeizig. Nachdem die grünen Muffins eindeutig durchgefallen waren, heute ein neuer Versuch. Eine kurzzeitige geistige Umnachtung ließ mich glauben machen, dass Pizzaschnecken doch eine lustige Idee seien. Schon im Hausgang schnüffelt er misstrauisch. "Was stinkt hier denn so schrecklich? Mama! Was hast du da gekocht?!" Beim Blick auf den Teller wandert eine Augenbraue nach oben. "Ich hab dir nie gesagt, dass ich das essen mag!", wirft er vorwurfsvoll in den Raum. "Jetzt probier doch erst einmal!" Aufmunternd schiebe ich ihm seinen Teller zurecht. Ein tiefer Schnauferer, widerwillig beißt er ab, kaut sehr ausgiebig und schluckt den Bissen angestrengt hinunter. Ich traue mich kaum nachzufragen, scheine jedoch einen sehr erwartungsvollen Blick aufgesetzt zu haben, den mein Sohn nicht enttäuschen will. Er tätschelt mir den Arm trö

S'Gscheidhaferl

Das Ziel der Kindererziehung besteht darin, den Sprössling so fit für die Welt zu machen, dass er ohne Mami und Papi überleben kann. Goldlöckchen wird demnächst ausziehen. Nach nur guten eineinhalb Jahren haben wir das Ziel erreicht. Sie kann den Haushalt führen und sich selbst versorgen. Sie verfügt über eine ausgesprochen gute Problemlösungskompetenz, die an Einfachheit und Effizienz nicht zu übertreffen ist.  Schon morgens sucht sie sich fachmännisch die Kleidung für den Tag aus, dabei kennt Goldlöckchen keine Kompromisse. Danach kümmert sie sich um ihre alten und gebrechlichen Eltern, denen sie die Socken nachträgt, bis Mama und Papa ordnungsgemäß gekleidet sind. Als dann stellt sie die Hocker für sich und den Bruder ans Waschbecken und schiebt eben diesen ins Bad zum Zähneputzen. Wahlweise zieht sie ihn auch an der Hand. Sie legt ihren Schnuller ab und schiebt sich die Ärmel zurück. Sie weiß, wie der Hase läuft und quietscht energisch, wenn man sich ihr in den Weg stellt. Wide

Die Fahrradtour

Ich weiß ja nicht, wie andere das machen, aber mehr Bewegung habe ich mit meinen Kindern nicht. Statt selbst aktiv zu werden, stehe ich die meiste Zeit recht reglos neben den spielenden Kindern. Doch endlich ist es soweit! Zwergnase kann so gut Rad fahren, dass wir einen Ausflug machen können. Der Göttergatte erhält Anweisung, meinen Drahtesel auf Vordermann zu bringen und einen Fahrradsitz für Goldlöckchen zu montieren. Das wird toll! Ich stecke Zwergnase mit meiner Vorfreude an. Der Aufbruch erfordert Planung. Nicht nur der Proviant für eine Woche, sondern der Helm in Griffweite und Zwergnase abfahrbereit. Denn mein alter Drahtesel muss sich schon stützen, wenn er nur den Sitz trägt. Mit Goldlöckchen drin würde er einfach umfallen. Das Fahrrad und ich verschmelzen zu einer Einheit. Auf dem Fahrradweg stelle ich schnell fest: Zwergnase ist ein Sonntagsfahrer. Er schaut links, er schaut rechts, fährt natürlich auch in die Richtung, in die er schaut, reißt im letzten Moment den Lenker h

Schuhkauf für Fortgeschrittene

Zwergnases Zeh schnappt frische Luft. Direkt durch ein Loch des rechten Hausschuhs. Also ab ins Schuhgeschäft. Goldlöckchen staunt vor der Regalwand. Eine Mädchen eben. Zwergnase zählt mir auf, welche Superhelden auf den Schuhen sein sollen. Ein Junge eben. Der Göttergatte trottet missmutig hinter mir her. Ein Mann beim Shopping eben. Ich wiege verschiedene Hausschuhe für Zwergnase in der Hand. “Die will ich aber nicht!”, quäkt es plötzlich hinter mir. “Aber die sind doch schön”, entgegne ich. “Ich will welche mit Paw Patrol!” Das habe ich befürchtet. Ich habe längst gesehen, dass es keine Fellfreunde in der passenden Größe gibt. “Da sind doch gar keine Superhelden drauf!”, beschwert er sich. Ein Problem, das nur Eltern in ihrer Gänze erfassen können. Der Göttergatte sieht gelangweilt nach Goldlöckchen. Schließlich ist Zwergnase mit den Hausschuhen ohne Superheld einverstanden, wenn er im Gegenzug Sneaker wie sein Papa erhält. Puh. Ein Glück. Wo bleibt eigentlich der Göttergatte? De

Schöne Bescherung

Es gibt Tage, an denen sollte man es vermeiden, einen Arzt zu benötigen. Weihnachten zum Beispiel oder überhaupt die Zeit zwischen den Jahren, wenn die Welt im Winterschlaf versinkt und alles auf Sparflamme läuft. Mir schwante also nichts Gutes, als ich Weihnachten mit einem stechenden Schmerz im rechten Arm aufwachte, der mir die Tränen in die Augen schießen ließ.  Ich konnte entweder stehen oder liegen, aber sitzen war unmöglich. Da half auch kein Schmerzmittel aus Omas Giftschrank. Ich musste zum Bereitschaftsdienst ins Klinikum Deggendorf, sonst würden die Feiertage die Hölle auf Erden. Der diensthabende Orthopäde bejahte meine Befürchtung eines Bandscheibenvorfalls mit starkem Akzent, spritzte mir ein Schmerzmittel und schickte mich mit drei erbettelten Ibus nach Hause. Von der Notaufnahme würde ich auch nichts anderes erhalten, erklärte er mir auf Nachfrage. Er könne mich nicht einmal röntgen. Der Hausarzt würde ein MRT veranlassen und dann sähe man weiter. Na toll. Mein Hausar