Zwergnase hat ein Gehör wie ein Luchs. Man könnte auch
sagen, dass er ziemlich geräuschempfindlich ist. Wenn Zwergnase schläft, wird
nicht gesaugt, kein Geschirrspüler ausgeräumt oder auch bloß nicht die Wäsche
aus der Maschine in den Trockner gesteckt. Vom Zuschnappen des Deckels könnte
er ja wach werden. Andere Störungen entziehen sich allerdings dem eigenen
Wirkungsbereich. Sirenen von Einsatzfahrzeugen aller Art zum Beispiel. Oder
auch von Nachbarn, die einen sehr lauten Umgangston pflegen. Man könnte auch
sagen, sie brüllen. Am Wochenende liegt die Störquelle "Nachbarn"
etwa bei 100 Prozent. Da hilft für den notwendigen Nachmittagsschlaf nur eins:
Wageln.
Gestern, Samstag, Störfaktoren zu 100% im Haus,
also geht es an die frische Luft. Ich gehe an einem kleinen Bach entlang, der beruhigend
vor sich hinplätschert. Keine hektischen Stadtgeräusche. Geradezu idyllisch zum
Einschlafen. Am Ende des Stadtparks ist eine kleine Familie unterwegs. Die
Mutter wagelt einen Buggy, zwei ältere Kinder laufen nebenher, toben herum und
machen Quatsch. Zwergnase schläft immer noch seelenruhig.
Als ich wieder aufschaue, laufen die Kinder
quietschend vor Freude über die Wiese zum Bach. Direkt am Bach spielt eine
Hundesitterin mit fünf oder sechs Hunden. Ich denke mir noch, dass ich mit
Zwergnase nun freie Bahn habe, als die Verkettung unglücklicher Umstände
plötzlich ganz schnell geht. Die Kinder quietschen, die Hunde erblicken die
Kinder, die Hunde stürmen auf die Kinder zu, die Kinder schreien, die Kinder
laufen davon, die Hunde bellend hinterher, die Hundesittern schreit ebenfalls, die
Mutter schreit und Zwergnase macht die Augen auf. Ach, wie sehr ich
unangeleinte Hunde liebe…
Ich wagele schnell über den holprigen Weg davon
und hoffe, dass sich Zwergnase wieder weiterschläft. Tatsächlich macht er die
Augen nochmal zu. Glück gehabt!, wollte ich schon fast denken, als
ein Düsenjet mit einem ohrenbetäubenden Knall die Schallmauer durchbricht…
Manchmal ist es einfach höhere Gewalt.
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