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Die Küchenschlacht


Teller, Tassen, Schüsseln, Gewürze und Töpfe stapeln sich auf der Arbeitsfläche und dem Küchentisch. Goldlöckchen linst zur Tür herein, macht auf der Stelle kehrt und erstattet dem Rest der Mannschaft Bericht. Alarmstufe rot! Die Küche ist Sperrgebiet! Kontaktaufnahme mit Mama nicht möglich! Der Göttergatte packt die Kinder ein und evakuiert zur Schwiegermutter.

Als die Familie zurückkehrt, scheint alles ruhig. Ich liege mit hoch gelegten Füßen auf der Couch. Der Göttergatte traut dem Frieden nicht. Schon auf der Arbeitsfläche sind Veränderungen zu erkennen. Die Kaffeemaschine hat die Seite gewechselt. "Kinder, helft den Tisch für die Brotzeit decken!" Er öffnet den ersten Schrank und macht ihn wieder zu. Die Teller werden vermisst. Goldlöckchen zieht die Besteckschublade auf. "Hä? Wo sind die Messer?" Ich verdrehe die Augen, versammle die Mannschaft und gebe eine Einweisung.
Die Tassen und Teller orientieren sich an der Kaffeemaschine, das Besteck musste sich aufteilen in Kochen und Essen und die Gläser sind nun wirklich nicht so schwer zu finden. Ist doch alles ganz logisch!

Am nächsten Morgen tapse ich in die Küche. Erst einmal Kaffee. Ich greife in den Hängeschrank und stelle eine Müslischüssel unter den Auslass. Das Marmeladenbrot schmiere ich mir mit dem Kochlöffel und den Orangensaft trinke ich aus einem Suppenteller. Der Göttergatte beobachtet die Szene und brät sich sein Rührei mangels Pfanne auf dem Grill.
Die nächsten Tage sind geprägt vom Klappern der Schränke und Schubladen, begleitet von Flüchen und Stöhnen. Schere, Stein, Papier entscheidet darüber, wer den Geschirrspüler ausräumen muss. Zwergnase erwägt die Anschaffung eines zweiten Geräts, um das Einräumen in die Schränke zu umschiffen.

Schließlich kommt es zur Meuterei. Goldlöckchen steht vor der Küchenzeile und deutet mit den Handflächen energisch auf die ganze Länge. "Mama, ich finde nichts. Gar nichts! Du musst die Küche wieder umräumen!" Der Göttergatte verschluckt sich und bekommt einen Hustenanfall, Zwergnases Augen weiten sich und er fährt sich mit dem Zeigefinger über die Kehle, während er den Kopf schüttelt. Ich nippe nachdenklich an meiner Müslischüssel… und gebe mich geschlagen. Die Familie atmet erleichtert auf. Sofort erhält jedes Teil seinen alten Platz.

Das Frühstück am Tag darauf läuft äußerst harmonisch ab. Zwergnase löffelt das Müsli mit der Schöpfkelle, Goldlöckchen schmiert sich das Nutella mit dem Finger auf den Toast und der Göttergatte und ich rühren den Kaffee in unseren Wassergläsern mit dem Brotmesser um.

Danach fahren wir einen zweiten Geschirrspüler kaufen.


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