Ich schwöre, ich mache so etwas nicht mit Absicht, um hier Geschichten einstellen zu können. Ich bin wirklich so ein Tollpatsch. Im Nachhinein muss man wirklich sagen, dass wir dieses Wochenende, an dem meine Schwester uns ihren neuen Freund vorstellte, nie vergessen werden.
Als Zwergnase Mittagsschlaf hielt, schob ich Aufbackbrötchen fürs Freibad in den Ofen und hiefte die 4-Kilo-Wassermelone aus dem Kühlschrank auf das Schneidebrett. Welch ein Glück, dass ich mir bei IKEA einen geeigneten Säbel besorgt hatte. Ich drehte die Wassermelone und setzte das Allzweckmesser an. Gar nicht so leicht, sie mit der einen Hand richtig in Position zu halten, so dass sie nicht wegrollt. Ah, den Finger nehm' ich da besser weg, sonst ist er ab. Jetzt oder nie! Beherzt stach ich zu. Die Schale knackte ein wenig und dann glitt das Messer wie Butter durch die Frucht. In mundgerechten Stücken wanderte die Melone in die Kühltasche.
Inzwischen waren auch die Brötchen fertig. Hm, fast etwas kross geworden. Vorsichtig setzte ich das Messer an. Doch die Semmel ließ sich nur etwas quetschen. Um durch die krosse Hülle zu kommen, brauchte es doch etwas mehr Schmackes. Ich säbelte die Kruste etwas an und ratsch! War ich durch - und mein Zeigefinger taub. Was ich deutlich früher spürte als den Schmerz. Ein kurzer Blick auf die 5cm lange, auseinanderklaffende Wunde zwischen Daumen und Zeigefinger genügte. Ich wickelte mir ein total hygienisches, benutztes Geschirrtuch um die Hand, ehe zu viel Blut den Bach hinunterfließt und überlegte, was weiter zu tun ist, während ich angestrengt durch die Nase ein und den Mund ausatmete. Wie ich aus dem letzten Jahr wusste, würde ich um einen Besuch in der Notaufnahme nicht herumkommen.
Doch dieses Mal konnte ich nicht selbst fahren. Also rief ich bei Oma an.
"Seid ihr mit dem Essen schon fertig?", fragte ich vorsichtig.
"Wir haben uns gerade erst gesetzt. Die beiden Münchner sind schon da!"
"Hm. Ja. Vielleicht könntest du nach dem Essen vorbei kommen? Ich glaube, ich brauche Hilfe." Tief durch die Nase ein- und durch den Mund ausatmen.
"Mein Gott, was ist denn passiert?!"
20 Minuten später standen Oma und Tante an der Tür. Oma blieb bei Zwergnase, der nur meinte, dass Mama halt das nächste Mal besser aufpassen sollte, die Tante wollte mich in die Notaufnahme bringen. "Er fährt uns", meinte sie und zeigte auf einen weißen SUV mit weißen Lederbezügen. Oh. Schön. Wer will nicht auf die Kennenlern-Frage mit "Ich habe sein Auto vollgeblutet!" antworten. Da hätte ich doch lieber eine Wassermelone getragen... Ich fasste meinen verdächtig nassen Geschirrlappen noch ein bisschen fester. Die Vorstellung fiel etwas knapp aus. Aber was sind schon Worte. Lasset Taten sprechen!
Er brachte uns bis vor die Notaufnahme und wartete geduldig mit meiner Schwester. So hatten sich die beiden den Besuch bei uns bestimmt nicht vorgestellt. Vor allem, weil sie das in Deggendorf bessere Wetter zum Badengehen nutzen wollten. Eineinhalb Stunden, 4 Stiche, eine Ohnmacht, eine Infusion und ein entsorgtes Geschirrtuch später machten wir uns doch noch auf ins Freibad. Nachdem er die Semmeln fertig belegt, den Kindersitz umgebaut, uns kutschiert und meine Taschen getragen hatte, bespaßte er zusammen mit der Lieblingstante meine Zwergnase. Fazit: Ganz brauchbar, der Kerl ;)
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