Es gibt immer einen Grund, keinen Sport zu machen. Der aktuelle Wetterbericht macht es einem zusammen mit den hoch präzisen Prognosen des Regenradars da ziemlich leicht.
Als ich um 10 Uhr aus dem Fenster sehe, scheint die Sonne, am fernen Horizont sind ein paar Wölkchen zu sehen. Ich ahne es bereits, so kündigt sich der meteorologische Weltuntergang an. Ich trinke sicherheitshalber noch einen Cappuccino und verschiebe meinen Spaziergang auf die postapokalyptischen Stunden des Tages. Sicher ist sicher.
Um 13 Uhr wirbelt der wüstentrockene Blütenstaub auf dem Balkon in kleinen Mini-Tornados von links nach rechts und wieder zurück, der Wind treibt regenschwere, schwarze Wolken vor sich her. Zufrieden mit meiner Entscheidung nippe ich an meinem Weihnachtstee mit Glühwein-Aroma und beobachte das nicht stattfindende Spektakel.
Erwartungen sind des Glückes Tod.
Gegen 16 Uhr checke ich erneut das Regenradar. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei enttäuschenden 40 Prozent, selbst die Wolken sind ganz blass geworden. Trotzig schlüpfe ich in meine Schuhe und packe mich in meinen schwarzen Parka. Der Regenschirm liegt auf der Konsole, als ich die Haustür hinter mir ins Schloss fallen lasse.
Der Wind pfeift mir um die Ohren, die kalten Hände vergrabe ich in den Manteltaschen und ziehe den Reißverschluss bis ganz oben zu. Welch herrlicher Novembertag! Und das mitten im April!
Die Hälfte der Strecke ist geschafft. Ein Ungetüm aus dickdunklen Wolken türmt sich vor mir auf und spuckt mir feine Nadelstiche ins Gesicht. An der Brille liefern sich die dickeren Tropfen ein Wettrennen, während sich Rinnsale über die Falten der Jacke ziehen, Bäche und Flüsse bilden, ehe sie in dem nicht mehr endenden Strom auf dem Boden aufgehen.
Zuhause angekommen fragt der Göttergatte trocken, ob ich denn vorher nicht das Regenradar angeschaut hätte.
"Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!", erwidere ich offensichtlich angepisst.
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