Es ist Feiertag. Und schönes Wetter. An solchen Tagen bist du geradezu verpflichtet, etwas mit Kind und Kegel zu unternehmen. Da es gerade nicht warm genug fürs Schwimmbad ist, ist der Zoo die einzig wahre Alternative. Ansonsten kann man wirklich gar nichts unternehmen, wie der Mangel an Parkplätzen beweist. Wie der Zoologe weiß, fängt der frühe Wurm den Vogel - oder so ähnlich. Der Rucksack wird also schon am Vorabend gepackt, damit man zeitig zum ersten Programmpunkt am Parkplatz steht: Das Wettaufklappen der Buggys. In der Schlange an der Kasse bleibt genug Zeit, um die Konkurrenz zu begutachten - mit ihren Jack-Wolfskin- und Engelbert-Strauss-Outdoor-Softshell-Jacken, extra für Familienausflüge angeschafft. Da haben wir eindeutig Nachholbedarf.
Erstmal drinnen stellt man fest, dass der Buggy für die Katz ist. Kinder rennen quer durcheinander, kleben ihre Nasen an Aquarien- und Terrarienscheiben und es würde mich nicht wundern, wenn am Ende des Tages ein paar Kinder durchgetauscht worden sind. Sorgen machen muss man sich dann, wenn man mehr Kinder mit nach Hause bringt, als man zuvor mitgenommen hat. Das erfolglose Gekrähe der Eltern ist herrlich beruhigend. Zwei- und Dreijährige sind eine sehr wuselige Spezies mit ausgeprägtem Fluchtinstinkt. Vor allem vor den eigenen Eltern. Daran ändern auch die besten pädagogischen Vorsätze nichts.
Zur Brotzeit muss man die Kleinen dann auch zwingen überreden. Es gibt ja soviel zu sehen, dass allenfalls zwei Happen im Mund landen, bevor das Stillsitzen zur Folter wird und man als Eltern in die Trickkiste greift. Ganz ausgefeilt natürlich und für das Kind auf keinen Fall durchschaubar. Immer wieder vernimmt man so Drohungen wie "Wenn du nicht sofort still sitzt, fahren wir sofort nach Hause!" Wahrscheinlich erkennen die Kleinen am Tonfall, dass man die 12 Euro Eintritt jetzt nicht einfach so liegen lässt. Und hallo? Wie oft sind wir wirklich schon nach Hause gefahren? Und wie häufig war das wirklich eine Strafe? Eben!
Also wechselt man zur Bestechung: "Wenn du jetzt sitzen bleibst, bekommst du später ein Eis!" - Dumm nur, dass Zeit ein relativer Begriff ist. Wer das im Physikunterricht nicht verstanden hat, versteht es spätestens mit dem ersten Kind. Später hat für Eltern die Bedeutung von "in drei Stunden" oder "hoffentlich hast du das im nächsten Moment wieder vergessen". Für Kinder heißt später eher sowas wie "jetzt" oder "ohne Verzögerung" und liegt daher im natürlichen Konflikt mit dem elterlichen Später. Das Kind wird in keinem Fall sitzen bleiben, denn entweder will es jetzt sofort ein Eis oder zumindest die Enten füttern. Im Zweifelsfall auch mit dem Eis. Ehe du dich versiehst, wird aus der Bedingung eine Tatsache und Papa steht am Kiosk, während Zwergnase davon abgehalten werden muss, den Schwan zu streicheln. Ich weiß nicht, ob es Berechnung oder Unüberlegtheit war, als Papa dann mit drei Eis zurückkommt. Zwergnase verzieht natürlich bei dem für ihn bestimmten das Gesicht, schleckt zweimal am Eis von Mama und Papa steht mit zwei zerfließenden Eis am Stiel da.
Kurzes Durchschnaufen dann im Streichelzoo. Das Gelände ist eingezäunt, Zwergnase kann quasi nirgends hin. Die kleinen Zicklein sind auch ganz okay, den großen Geißen geht er lieber aus dem Weg. Er weiß genau, dass er dann schlecht träumen würde, wenn er beim Heimfahren im Kindersitz einschläft.
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