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An der Supermarktkasse



     Ein bisschen Salat und Gemüse, eine Tüte Nudeln und ein Glas Sauce. Schnell an die Kasse und bezahlen. Sozusagen ein Supermarkt-Quickie.

     Wenn da nicht immer diese eine Mami vor einem an der Kasse stehen würde, unter deren Einkauf das Kassenband ächzt und stöhnt.
Die Kassiererin beäugt erst den Einkauf kritisch, dann die schnell länger werdende Schlange hinter dem Großeinkauf.

     Natürlich kann man nicht einmal mehr bitten, ob man vorgelassen werden könnte, weil die Kassiererin notgedrungen vorne beginnt zu kassieren, während hinten noch Lebensmittelvorräte für ein halbes Jahr auf das Band gepackt werden.

     Da hilft alles Augenrollen nichts.
Diese Mami, die bin ich.

     "Ganz schön verfressen, die Familie."
"Wie bitte?" Ich höre wohl nicht recht.
     "Kann man seine Einkäufe nicht wie normale Menschen erledigen? Spätestens seit Corona sind Hamsterverkäufe verpöhnt!"
     "Wir hamstern nicht. Das reicht gerade mal für eine Woche bis zehn Tage."
     "Sag ich doch, ganz schön verfressen. Und was da alles auf dem Band liegt. Sie sollten sich schämen."
     "Was geht Sie bitte mein Einkauf an?"
"Es geht uns alle etwas an! 10 Tafeln Schokolade! Und die Staatskasse darf dann für die Folgen von Übergewicht bezahlen!"
     "Na, die Schokolade reicht doch länger und ist gerade im Angebot..."
     "Aha, also auch nur die Angebote den anderen Leuten wegkaufen!"
     "Der Aufsteller ist so gut wie voll..."
"Sie haben wohl für alles eine Ausrede?"

     "Aber da liegt doch auch jede Menge Gesundes auf dem Band. Äpfel, Gurken, Tomaten, Paprika, Salat, Weintrauben, ... Ich koche jeden Tag frisch und ausgewogen!"
     "Und wie sieht es mit Bio aus? Sie Angebots-Hure, Sie! Hauptsache billig!"
     "Naja, man muss halt haushalten", nuschle ich und stelle verstört meinen Joghurt der Eigenmarke auf das Band.
     "Discounter sind Ausbeutung!"
"Sie kaufen doch auch hier ein?"
     "Lenken Sie mal nicht vom Thema ab! Auch noch abgepacktes Fleisch und Wurst. Zum Kotzen ist das! Denken Sie auch mal an unsere Bäcker und Metzger?"
     "Das hält sich eben und ich muss weniger wegwerfen... Außerdem muss ich nur in einen Laden statt von einem zum anderen... Das spart doch immerhin Spritkosten...? Und Zeit..."
     "Jeder hat dieselben 24 Stunden am Tag! Alles eine Sache der Planung!"
     "Tja, mit mir haben Sie wohl nun nicht gerechnet?"

     Ich rolle meinen Wagen an der Kasse vorbei und schaufele meinen Wocheneinkauf zurück in den Wagen. Die Kassiererin lächelt mich freundlich an. Ich zücke meine EC-Karte zusammen mit meinem Organspendeausweis und wünsche einen schönen Tag.

     Einkaufen ist wirklich kein Spaß.
Ich schließe den Kofferraum und bringe den Einkaufswagen zurück.
Wenigstens bekommt an der Kasse keiner meine Selbstgespräche mit.

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