Ich war eigentlich immer ganz glücklich, dass Zwergnase ein sehr vorsichtiges Kind war. Irgendwann ging dieses durchaus vorteilhafte Verhalten jedoch flöten. Spätestens als Zwergnase versuchte, die Rutsche mit seinem Laufrad hinunter zu fahren, musste ich mir eingestehen, dass ich nicht mehr von meinem umsichtigen Kind sprechen sollte. Mir war klar, dass wir früher oder später in der Notaufnahme landen und Zwergnase 1001 Stunts für Kleinkinder verfassen würde. Es war ein Sonntagabend, an dem der erste wirkliche Unfall passierte.
Doch er war müde. Jetzt noch in die Notaufnahme? Das hatte wirklich Zeit bis morgen früh. Vielleicht war es ja bis dahin besser. Vielleicht hatte er sich das Gelenk nur etwas gestaucht oder ein Band überdehnt. Und so wurde Zwergnase zum Zähneputzen getragen und auf den Topf gesetzt. Er hatte sichtlich Schmerzen und schlief letztendlich ziemlich erschöpft ein.
Am nächsten Morgen erhärtete sich der Verdacht, dass diesmal etwas mehr passiert war. Der Fuß war zwar nicht geschwollen oder blau geworden, aber wie gehabt begann der Zwerg nach drei Schritten zu winseln. Irgendwann gab er es auf und krabbelte nur mehr durch die Wohnung. Das muss sich ein Arzt ansehen. Da waren wir uns einig.
Zum Glück bekam ich gegen Mittag einen Termin bei einem Orthopäden. Erwartungsvoll lauschte Zwergnase dem Telefonat. "Der Doktor macht das wieder heile", sagte er, als ich auflegte. Weniger Glück hatte ich beim Parkplatz. Bei der Praxis war nichts frei, sodass ich in der Tiefgarage etwas weiter weg parken musste. Zwergnase konnte immer noch nicht laufen, also trug ich ihn kurzerhand zur Praxis. Sehr bedacht und mit schmerzerfülltem Gesicht humpelte er zur Spielzeugkiste im Wartezimmer. Aber er hatte keine rechte Freude an dem Spielzeug. "Bauen wir beim Doktor einen Turm?", fragte er mit großen Augen. Aber in der Kiste waren keine Bauklötze. Als wir aufgerufen wurden, streckte er sofort seine Arme aus, damit ich ihn leichter hoch nehmen konnte.
Im Untersuchungszimmer zog ich ihm Socken und Schuhe aus und er baumelte mit den Füßen. "Jetzt kommt er gleich, der Doktor!", sagte er. "Ja," bestätigte ich, "der sieht sich deinen Fuß an." Doch als der Arzt den Raum betrat, war die Angst größer als die Vaterlandsliebe. Schnell vergrub Zwergnase den Kopf in meiner Armbeuge. Geradezu stoisch ließ er die Untersuchung über sich ergehen und zeigte auf dieselbe Stelle wie schon am Abend zuvor. Der Arzt knetete und drückte, sagte aber zunächst nichts. Dann überlegte er laut, dass Zwergnase doch bestimmt noch nicht laufen könne. Oder gar auf einem Bein hüpfen könne. Oder vielleicht vorsichtig wie eine Maus auf Zehenspitzen gehen könne? Und da trippelte, hüpfte und kasperte Zwergnase durch den Untersuchungsraum, um dem dummen Doktor zu beweisen, dass er das alles sehr wohl konnte. Und von so einem dummen Doktor wollte er auch keinen blauen Verband. Der hatte ja nicht mal einen Turm zum Bauen! Frechheit.
Mit einem Rezept für eine kühlende Salbe in er Tasche gingen wir Hand und Hand zurück zum Auto. Ohne Humpeln. Als ich Zwergnase dann zum Mittagsschlaf ins Bett legte, murmelte er nur noch "Mama? Ich glaube, ich habe mir doch nicht weh getan!", ehe er die Augen schloss. So ein Glück.
Zwergnase lief wie wild durch die Wohnung. Es war dieses Stadium, in dem das Kind die letzte Energie verballert, um dann einfach umzufallen. Dieses Stadium, in dem du hoffst, dass vor dem Zubettgehen nichts mehr passiert. Und natürlich war es unvermeidlich: Zuerst ein Rumpeln, dann ein Schreien. Zwergnase war gestolpert und umgeknickt, sein Bettrahmen bremste den Sturz mit der Sensibilität einer Gebirgswand. Die Tränen flossen und herzzerreißende Schluchzer beutelten das arme Kind, Du wiegst es in den Armen und fragst, wo es weh tut. Das Kind zeigte auf den Außenrist des Fußes, mit ihm auf dem Arm suchst du nach Eis, streichelst, küsst, verarztest. Legst auf Wunsch des Patienten eine Bandage an, die du fünf Minuten später wieder abnimmst. Als die Tränen getrocknet waren und Zwergnase zurück ins Wohnzimmer gehen wollte, tat er drei Schritte, ließ sich abermals fallen und begann erneut zu weinen. Oh, oh, oh, dachte ich mit einem Stirnrunzeln, hoffentlich müssen wir da nicht noch zum Arzt! Papa trug den Schwerverletzten ins Wohnzimmer und machte den Fernseher an, während ich das Essen fertig zubereitete. Doch auch nach einer halben Stunde vermochte Zwergnase nicht mehr als drei Schritte zu gehen, ehe er vor Schmerzen winselte.
Doch er war müde. Jetzt noch in die Notaufnahme? Das hatte wirklich Zeit bis morgen früh. Vielleicht war es ja bis dahin besser. Vielleicht hatte er sich das Gelenk nur etwas gestaucht oder ein Band überdehnt. Und so wurde Zwergnase zum Zähneputzen getragen und auf den Topf gesetzt. Er hatte sichtlich Schmerzen und schlief letztendlich ziemlich erschöpft ein.
Am nächsten Morgen erhärtete sich der Verdacht, dass diesmal etwas mehr passiert war. Der Fuß war zwar nicht geschwollen oder blau geworden, aber wie gehabt begann der Zwerg nach drei Schritten zu winseln. Irgendwann gab er es auf und krabbelte nur mehr durch die Wohnung. Das muss sich ein Arzt ansehen. Da waren wir uns einig.
Zum Glück bekam ich gegen Mittag einen Termin bei einem Orthopäden. Erwartungsvoll lauschte Zwergnase dem Telefonat. "Der Doktor macht das wieder heile", sagte er, als ich auflegte. Weniger Glück hatte ich beim Parkplatz. Bei der Praxis war nichts frei, sodass ich in der Tiefgarage etwas weiter weg parken musste. Zwergnase konnte immer noch nicht laufen, also trug ich ihn kurzerhand zur Praxis. Sehr bedacht und mit schmerzerfülltem Gesicht humpelte er zur Spielzeugkiste im Wartezimmer. Aber er hatte keine rechte Freude an dem Spielzeug. "Bauen wir beim Doktor einen Turm?", fragte er mit großen Augen. Aber in der Kiste waren keine Bauklötze. Als wir aufgerufen wurden, streckte er sofort seine Arme aus, damit ich ihn leichter hoch nehmen konnte.
Im Untersuchungszimmer zog ich ihm Socken und Schuhe aus und er baumelte mit den Füßen. "Jetzt kommt er gleich, der Doktor!", sagte er. "Ja," bestätigte ich, "der sieht sich deinen Fuß an." Doch als der Arzt den Raum betrat, war die Angst größer als die Vaterlandsliebe. Schnell vergrub Zwergnase den Kopf in meiner Armbeuge. Geradezu stoisch ließ er die Untersuchung über sich ergehen und zeigte auf dieselbe Stelle wie schon am Abend zuvor. Der Arzt knetete und drückte, sagte aber zunächst nichts. Dann überlegte er laut, dass Zwergnase doch bestimmt noch nicht laufen könne. Oder gar auf einem Bein hüpfen könne. Oder vielleicht vorsichtig wie eine Maus auf Zehenspitzen gehen könne? Und da trippelte, hüpfte und kasperte Zwergnase durch den Untersuchungsraum, um dem dummen Doktor zu beweisen, dass er das alles sehr wohl konnte. Und von so einem dummen Doktor wollte er auch keinen blauen Verband. Der hatte ja nicht mal einen Turm zum Bauen! Frechheit.
Mit einem Rezept für eine kühlende Salbe in er Tasche gingen wir Hand und Hand zurück zum Auto. Ohne Humpeln. Als ich Zwergnase dann zum Mittagsschlaf ins Bett legte, murmelte er nur noch "Mama? Ich glaube, ich habe mir doch nicht weh getan!", ehe er die Augen schloss. So ein Glück.
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