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Sex-Heftchen in der Schublade und Kröten im Keller

Ich verweigere jede Art von Nachrichten. Die Welt ist schlecht und die Menschen noch schlimmer. Beherrscht werden die Themen von der Flüchtlingskrise und dem IS. Manchmal geht es auch um Syrien oder Schlepperbanden. Natürlich kann man nicht nur wegschauen. Davon lösen sich Probleme nicht in Luft auf. Doch ich habe auch ein Leben. Ich kann nicht zuhause sitzen und das Gefühl haben, dass ich nur noch vor und zurück wippen darf und dabei murmele "Alles ist so schlimm. Alles ist so schlimm. Wo soll das noch hinführen. Alles ist so schlimm."

Jeden Tag durchforste ich die Nachrichten nach den kleinen Meldungen zwischendurch, in denen es zwar meist auch um Unfälle oder Verbrechen geht, aber die gleichzeitig lustig sind. Solche Meldungen gibt es nicht mehr. Es herrscht das Mantra "Alles ist so schlimm. Alles ist so schlimm. Wo soll das noch hinführen. Alles ist so schlimm."

Wo sind sie hin? So etwas würde ich wieder einmal gerne lesen:
Tittling. Am Wochenende hatte die Polizei einen dicken Fisch an der Angel. Ein bereits gesuchter Schmuckdieb wurde beim Einbruch in ein Einfamilienhaus in einem Dorf Nähe Tittling mit seinen Juwelen erwischt. Die Eigentümer besuchten eine wohltätige Veranstaltung in Passau, als der 35-Jährige in das Haus eindrang. Im Schlafzimmer des Ehepaars suchte er nach Schmuckstücken, als ihm ein Stapel Sex-Heftchen in die Finger fiel. Diese fesselten seine Aufmerksamkeit dermaßen, dass er die Rückkehr der Hausherren nicht bemerkte. Beim Eintreffen der diensthabenden Polizisten soll der Mann laut "Oh mein Gott" gestöhnt haben. Nach der Latte an Vergehen konnte man ihm das nicht verdenken. Die Polizistin weigerte sich daraufhin, ihm die Handschellen anzulegen. Seine eigenen Juwelen durfte der Dieb behalten, die übrigen wurden bereits ihren rechtmäßigen Besitzern übergeben. 
Auch nicht schlecht wäre was über Kröten im Keller:
Froschburg Dank der aktuell niedrigen Zinsen konnte Schlimmeres verhindert werden.  Eigentlich wollte die 89-jährige Herta B. nur ihre Kröten im Keller zählen. Ein Wasserrohrbruch hatte jedoch das Mauerwerk stark zersetzt, sodass eine Schar Frösche es sich zwischen ihren Kröten bequem machen konnte. Herta B. zog sich einen Oberschenkelhalsbruch zu, als sie auf einem der glitschigen Tiere ausrutschte. Nach drei Stunden fand sie ihr Enkelsohn, der einen Krankenwagen rief. Der Bund Naturschutz fing die Frösche ein und setzte sie in einem nahe gelegenen Tümpel wieder aus. Ihre Kröten durfte die Frau behalten. 
Aber in solchen Zeiten dürfe man nicht lachen? Da gehört sich sowas nicht? Doch, ich finde schon. Denn wenn der Humor getötet wird, ist alles aus.

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