Endlich Weihnachtsferien. Die verbleibenden Tage bis zum Heiligabend sind immer besonders besinnlich. Die Kinder fetzen wie die Eichhörnchen durch die Wohnung und verteilen ihr Gerümpel überall. Der Göttergatte hört die Englein singen, wenn die herum liegenden Kleinteile sich in seine Fußsohlen bohren und trällert aus voller Kehle ein "Morgen, Kinder, wird's was geben!" In meinen Ohren kling-Glöckchen-klingelingt es schrill, als ich Fingerspuren auf dem frisch geputzten Spiegel entdecke.
Ich packe die Autoschlüssel, bin auf der Suche nach der himmlischen Ruh. Ich brauche frische Luft, den Duft von Tannenbäumen. Ich setze den Blinker und mein Ziel ergibt sich von selbst.
Die Hände habe ich in die Jackentaschen gesteckt, mein Atem produziert kleine Kondenswölkchen. Meine Nase ist von der Kälte ganz rot, als ich an den Tannen und Fichten vorbeischreite. Der Christbaumverkauf auf dem Parkplatz des Möbelhauses nimmt ganz schön viel Platz ein, sodass ich ziemlich weit hinten parken musste.
In der Geschirrabteilung vergleiche ich verschiedene Schüsseln, belausche die seligen Streitgespräche dieser Anfänger, die gemeinsam ins Möbelhaus fahren. Ich stelle meine Schüssel zurück, entschuldige mich, als ich mich durch die lange Schlange an der Kasse drängle und schnappe mir eine Cola und eine Packung Kekse.
Dann fahre ich mit der Rolltreppe in den ersten Stock und wandere durch die Abteilungen. Ich bleibe bei einem Wohnzimmer stehen, wo an einem Weihnachtsbaum die Lichter brennen. Ich setze mich auf das ausgestellte Sofa und betrachte den Baum, der mit roten Kugeln geschmückt ist. Wie schön. Ich öffne die Cola, trinke einen Schluck. Dann lehne ich mich zurück. Ich wische mir die Kekskrümel ab, um das Preisschild zu studieren. Schon bequem, so eine 7000 €-Couch. Ach schau, Fleckenschutz gegen Aufpreis. Ich ziehe die Schuhe aus und lege die Beine auf. Die Lichter des Baums spiegeln sich in den blank geputzten Scheiben der Vitrine. In die Premium-Abteilung verirren sich nicht so viele Familien mit Kindern. Und Verkäufer anscheinend auch nicht.
Fünf Kapitel meines aktuellen eBooks später schallt "Driving home for Christmas" durch die Lautsprecheranlage. "Wenn's denn sein muss", seufze ich und erhebe mich. Die Schlangen an der Kasse haben sich inzwischen aufgelöst, sodass Cola und Kekse schnell bezahlt sind. Der Christbaumverkauf hat geschlossen, der Parkplatz ist leer. Zuhause angekommen, bin ich so entspannt wie lange nicht mehr.
Oh du fröhliche, oh du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!

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