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Es werden Posts vom 2017 angezeigt.

Der Neue, die Notaufnahme & Ich

Ich schwöre, ich mache so etwas nicht mit Absicht, um hier Geschichten einstellen zu können. Ich bin wirklich so ein Tollpatsch. Im Nachhinein muss man wirklich sagen, dass wir dieses Wochenende, an dem meine Schwester uns ihren neuen Freund vorstellte, nie vergessen werden. Als Zwergnase Mittagsschlaf hielt, schob ich Aufbackbrötchen fürs Freibad in den Ofen und hiefte die 4-Kilo-Wassermelone aus dem Kühlschrank auf das Schneidebrett. Welch ein Glück, dass ich mir bei IKEA einen geeigneten Säbel besorgt hatte . Ich drehte die Wassermelone und setzte das Allzweckmesser an. Gar nicht so leicht, sie mit der einen Hand richtig in Position zu halten, so dass sie nicht wegrollt. Ah, den Finger nehm' ich da besser weg, sonst ist er ab. Jetzt oder nie! Beherzt stach ich zu. Die Schale knackte ein wenig und dann glitt das Messer wie Butter durch die Frucht. In mundgerechten Stücken wanderte die Melone in die Kühltasche.  Inzwischen waren auch die Brötchen fertig. Hm, fast etwas k

Im Rathaus

Weil der Kindergartenausflug an die Grenze zu Österreich gehen sollte, bat die Leitung darum, Ausweispapiere mitzunehmen. Ausweispapiere? Haben wir nicht. Also Zwergnase hat keine. Wir sahen bisher keine Notwendigkeit, ihn auf das Ausland loszulassen. In meiner Vorstellung ließ ich ganz entspannt Fotos von Zwergnase machen, um dann ohne ihn im Rathaus vorstellig zu werden, während er im Kindergarten ist. Gibt schließlich Spannenderes als einen Ämtergang. Um einen Kinderreisepass zu beantragen, muss man das Kind allerdings mitschleifen . Erschien mir beim ersten Durchlesen unsinnig, beim zweiten Mal jedoch schlüssig. Da könnte ja jeder mit einem beliebigen Kinderbild antanzen und Ausweispapiere besorgen! Geburtsurkunde benötigt man auch, aber das ist nachvollziehbar. Was mir etwas lästig erschien, war die Zustimmungserklärung des zweiten Sorgeberechtigten . Ich schlepp doch nicht den Nasenpapa mit aufs Amt. Das kann ich alleine erledigen! Reicht ja, wenn einer von uns warten muss!

Oma in der Pflicht?

Auf Einer schreit immer erschien kürzlich ein Gastbeitrag darüber, dass man sich als Mutter Unterstützung von der Oma wünschen würde, die aber ihr Leben in vollen Zügen genießt, sich im Fitnessstudio und auf Reisen herumtreibt, während die Working Mum sich wie im Hamsterrad aus Beruf, Haushalt und Kindererziehung fühlt. Früher sei das ganz anders gewesen. Früher hätten Omas gestrickt und mit dem Enkel auf der Parkbank sitzend Vögel gefüttert. Ich glaube, hier ist jemand dem "Früher war alles besser"-Irrglauben aufgesessen. Zumindest trifft das gezeichnete Bild der Märchen-Oma nicht auf meine eigenen zu. Diese waren jünger als Zwergnases Omas jetzt und auch noch selbstständig. Demnach musste meine Mutter den Alltag mit zwei Kindern auch alleine stemmen. Meine Omas waren da, wenn Not am Mann war oder wenn meine Eltern eben einmal ausgehen wollten. Ich glaube aber nicht, dass sich meine Mutter gewünscht hätte, dass ihre Mutter und ihre Schwiegermutter sich in ihren Hausha

Schäferstündchen - Wenn Eltern miteinander ins Bett gehen

Zeit zu zweit muss man sich als Eltern oft stehlen. Aber man ist ja auch noch Mann und Frau und nicht nur Papa und Mama. Mit der Zeit lernt man, Gelegenheiten sofort wahrzunehmen, ehe der Moment verstrichen ist. Ehe man einen zu tiefen Atemzug des Sprösslings hört und man weiß, er wird gleich rufen. Ja, nur die entschlossenen Entscheidungen führen zum Ziel.  Dabei kommt es vor allem auf eine Verständigung an, die ohne Worte auskommt. Unsere Blicke suchen und finden sich. Sie halten sich einen kurzen Moment fest. Mehr Romantik gibt es nicht. Keine tragische Musik, kein sehnsuchtsvolles Aufstöhnen, keiner ertrinkt in den Augen des anderen, die blau und undurchdringbar wie ein Gebirgssee scheinen. Wir berühren einander nicht, als wir drängend ins Schlafzimmer gehen. Wir sprechen kein Wort, um den Moment nicht zu zerstören. Jeder steht auf seiner Seite des Bettes und zieht sich schnell bis auf ein T-Shirt aus. Gegenseitiges Entblättern wird sowieso überbewertet. Viel zu umständlich. Ge

Auf dem falschen Fuß erwischt

Es ist heiß. Es ist schwül. Für uns gibt es deshalb keine Alternative. Seit ich denken kann, geht es für uns bei Temperaturen über 24°C ins Hengersberger Freibad. Dieses Jahr brauchen wir uns noch nicht einmal mit zu wenig Parkplätzen herumärgern oder dass wir keinen Platz mehr im Schatten eines Baumes ergattern würden. Irgendwie scheinen die Besucher weniger zu sein als sonst. Teil des Kinderbereichsim Freibad Hengersberg Foto: Karin Futschik Man kann nur spekulieren, woran das liegt. Vielleicht an der Renovierung des Hallenbads, durch die Teile des Freibadareals als Baustellenzufahrt abgesperrt sind. Vielleicht, weil das Wärmebecken dadurch nicht nutzbar ist. Vielleicht, weil die Einzelkarte trotz der Einschränkungen wie schon die vergangenen Jahre 4 Euro kostet. Vielleicht, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis bei anderen Bädern inzwischen weitaus besser ist. Wie eh und je habe ich aber eine Saisonkarte, das Wärmebecken vermisse ich nicht. Wichtig sind für mich ledig

Niederbayern. Anno 2017.

Die Anzeige sprang gerade auf 20:07 Uhr um, als es an der Tür klingelte. Zwergnase, der gerade ins Land der Träume unterwegs gewesen war, riss die Augen wieder auf. "Wer war das? Mama! Ich schau nach!" Ich rollte mit den Augen und ließ ihn aufstehen. Alles andere war sowieso zwecklos. Vor der Tür stand der Nachbar. Kein "Entschuldigen Sie die Störung" oder in der Art. Er fiel sofort mit der Tür inklusive Klingel ins Haus. "Ich hab beim Paketdienst angegeben, dass Sie morgen mein Päckchen annehmen. Ist superwichtig!" Was würde ich dafür geben, wenn Zwergnase jetzt nach dem Zauberwort fragen würde. "Naja," entgegnete ich, "wenn ich daheim bin, kann ich das schon machen." "Ist wirklich sehr dringend. Und so als arbeitslose Mami sind Sie doch sowieso daheim!" Hat er nicht, gesagt, oder? Nein, ich musste mich verhört haben. Sein Glück, dass Zwergnase gerade die Augen rieb und ich keine Zeit mit unsinnigen Erläuterungen meiner Le

Von selbst gebastelten Muttertagsgeschenken und Frühstück im Bett

Ich werde vom Geklapper des Geschirrs geweckt. Ich muss darüber lächeln, wie meine beiden Männer über die Anordnung des Frühstücks auf dem Tablett streiten. Wie Zwergnase ganz stur die Semmel immer wieder auf den Teller und Papa sie zurück in den Korb legt. Die Kühlschranktür öffnet und schließt sich mehrmals. Die Marmeladengläser klirren gegeneinander. "Und jetzt", verkündet Zwergnase, "jetzt wecken wir Mama auf!" Papa trägt dem Scheppern nach das Tablett recht unsicher ins Schlafzimmer. Er flucht immer wieder leise, weil Zwergnase ihm vor den Beinen herumtanzt. Tapp, tapp, tapp. Natürlich stelle ich mich schlafend, als Zwergnase neben mir flüstert: "Mama! Aufstehen! Heute ist doch Muttertag!" Ich recke und strecke mich oskarreif und tue ganz überrascht. Zwergnase bekommt ein Küsschen und Papa einen Kuss, was recht ungelenk aussieht. Er hat immer noch das Tablett in der Hand. Da es keines von den Dingern mit Kissen zum Ausgleichen von Unebenheiten ist

Die Wischmaschine

Ein Vorteil an Kindern ist ja auch, dass man zu Uhrzeiten topfit ist, wenn sich andere nochmal auf die Seite drehen. Dementsprechend früh kann man dann auch ungestört zum Einkaufen gehen. Meint man. Denn wenn der Laden leer ist, hat man mit anderen Hürden als den Einkaufswägen der anderen Kunden zu kämpfen. Nicht immer ist der Sieg garantiert. Völlig ahnungslos schiebe ich also den Chip in meinen Wagen und rolle in den Laden. Genauer gesagt: in den Netto. Netto, der Markendiscount, ist ja allgemein schon irgendwie eine eigene Hausnummer. Jede Stadt hat mehrere davon. Mindestens zwei. Einen schönen Netto und einen Assi-Netto, bei dem man den Griff um die Handtasche unwillkürlich verstärkt. Die Filialen von Netto sind sehr von ihren unterbezahlten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern abhängig. Das Engagement ist ganz unterschiedlicher Natur. Während in der einen Filiale die Regale immer gut gefüllt sind, sind sie andernorts leer. Das Mindeshaltbarkeitsdatum der Produkte aus dem Kühlreg

Segen und Fluch der modernen Medizin

Nach dem üblichen Geplauder über mein Befinden bittet mich die Ärztin zum Ultraschall. Das Gel lässt mich frösteln, doch nur kurz, dann wandert mein Blick auf den Bildschirm. Viel erkenne ich nicht. Je nachdem, wie die Ärztin den Ultraschallkopf hält, mal ein Ärmchen oder ein Beinchen. Aber die meiste Zeit versucht sie den Kopf einzufangen. Es steht der große Organultraschall zur Mitte der Schwangerschaft an. Arbeiten die Organe richtig? Sind sie richtig ausgebildet? Haben sie die richtige Größe? Ich sage nichts, um die Ärztin bei der Untersuchung nicht zu stören. Doch erfasst mich eine gewisse Unruhe. Im Allgemeinen zeigt sie mit dem Finger auf den Monitor, um zu erklären, was man erkennen kann. Heute aber schweigt sie beharrlich. Irgendwann halte ich die Stille nicht mehr aus. Ich teile ihr mit, dass mich beunruhigt, wenn sie nichts sagt. Ich reiße sie aus der Konzentration. Sie murmelt etwas davon, dass der Kopf sehr tief säße und sie das Kleinhirn nicht finde. Ein Pedal klickt,